De[Re]Konstruktion – Interaktiv.

In Kooperation mit dem Gliwicer Musiktheater ist eine interaktive Video- Soundinstallation für die Ruinen des altern Stadttheaters »Victoria« in Gliwice/Polen entstanden.

Im Jahre 1901 unter dem Namen »Victoria« erbaut, blickt das Theater auf eine bewegte Vergangenheit zurück, die von seiner Verstaatlichung (1914) über seine fast vollständige Zerstörung
am Ende des Zweiten Weltkrieges und fehlgeschlagenen Baumaßnahmen bis zu seiner Wiederentdeckung in den 90er Jahren reicht.

In meiner für diesen Ort konzipierten Video-Soundinstallation werden die einzelnen Phasen dieser Historie gesammelt und gleich einem Mosaik dem Zuschauer präsentiert. Thematisch wird dabei auf Fragen von Dokumentation und Geschichtsschreibung verwiesen. Dem Zuschauer wird die Möglichkeit gegeben durch die Interaktivität der Installation die vorhandenen Fragmente immer wieder neu zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen und zu erschließen. Vier Filme zeigen abwechselnd auf einer Projektionsfläche animiertes und collagiertes Archivmaterial, das die Hochphase des Theaters reflektiert. Zum anderen sind auch Dokumentarbilder zu sehen, die den aktuellen Raum abbilden und auf Baumaßnahmen, die in den letzten Jahren zur Erhaltung des Gebäudes vorgenommen wurden, verweisen. Eine Zäsur zwischen Vergangenheit und Gegenwart bildet ein Film, der einen brennenden Vorhang simuliert und damit auf das vorläufige Ende des Theaters durch einen von den sowjetischen
Soldaten verursachten Brand im März 1945 anspielt.

In der Mitte des Zuschauerraumes stehen vier Röhren in einer quadratischen Anordnung und verweisen auf das unter dem Saal befindende Wasserbecken, das bis in die 70er Jahre als öffentliche Badanstalt diente. Tritt ein Besucher der virtuellen Rauminstallation an eine der Röhren heran, löst er die Projektionen aus. Jedem Rohr ist einer der vier Filme zugeordnet, so dass bei jeder Bewegung zwischen den Röhren auch ein Wechsel der Projektionen stattfindet. Die Chronologie der mit den Filmen assoziierten historischen Ereignisse wird aufgebrochen, eine Vermischung von Vergangenheit und Gegenwart, die erst in ihrem Zusammenfallen den gesamten Raum angemessen repräsentieren, wird provoziert.

Meine Installation versteht sich als eine Reflektion und eine Hommage an einen Ort, der deutsche und polnische Kultur und Geschichte verbindet.